Erscheinungsformen der Ausdauer


Aus physiologischer Sicht wird je nach Anteil der beteiligten Muskelmasse zwischen der lokalen und der allgemeinen Ausdauer unterschieden. Bei der lokalen Ausdauer wird weniger als 1/6 der Muskelmasse (z.B. Drehkurbelarbeit mit einem Arm) und bei der allgemeinen Ausdauer mehr als 1/6 der Muskelmasse beansprucht (das Herz-Kreislauf-System sowie die Atmung werden mitbelastet wie z.B. beim Nordic Walking, Laufen, Radfahren oder Schwimmen).

Im Sport wird die Ausdauer aufgegliedert, da nicht überall die gleiche Form der Ausdauer zum Tragen kommt. Während ein Marathonläufer die Laufgeschwindigkeit möglichst halten sollte, muss beispielsweise ein Fussballspieler fähig sein, während dem Spiel immer wieder abzubremsen und zu beschleunigen (stop-and-go). Es wird also zwischen der Grundlagenausdauer (allgemeine Ausdauer) und der speziellen Ausdauer (sportartspezifische Ausdauer) unterschieden. Die Grundlagenausdauer im Sinn einer optimal entwickelten aeroben Leistungsfähigkeit bildet die Basis, auf der in jeder Sportart aufgebaut werden kann. Sie lässt sich mit verschiedenen Trainingsmitteln entwickeln und auf die meisten Tätigkeiten und Sportarten übertragen. Spezielle Ausdauer bedeutet Ermüdungsresistenz bei sportartspezifischer Beanspruchung des Organismus. Sie umfasst sowohl die aerobe und anaerobe Leistungsfähigkeit wie auch die aerobe und anaerobe Kapazität in sportartspezifischer Ausprägung. Bei der speziellen Ausdauer differenziert man zwischen zyklischen, kontinuierlichen Aktivitäten (z.B. Sprintausdauer, Kurz-, Mittel-, Langzeit-Ausdauer) und azyklischen, nicht kontinuierlichen Aktivitäten (z.B. Durchstehvermögen in Zweikampf- und Spielsportarten).

Erscheinungsformen der Ausdauer

Kurzzeitausdauer

Die Kurzzeitausdauer entspricht einer maximalen Ausdauerbelastung von 30 Sekunden bis 2 Minuten. Sie muss in ausgeprägtem Masse auf die anaerobe Energiebereitstellung zurückgreifen.

Mittelzeitausdauer

Die Mittelzeitausdauer entspricht einer maximalen Ausdauerbelastung von 2 bis 10 Minuten. Sie erfordert je nach Streckenlänge einen Anteil der anaeroben oder aeroben Energiebereitstellung von 20 bis 80%.

Langzeitausdauer

Die Langzeitausdauer entspricht einer maximalen Ausdauerbelastung ab 10 Minuten. Für sie spielt insbesondere die aerobe Kapazität die leistungsbegrenzende Rolle. Im Bereich der Langzeitausdauer II (30 bis 90 Min.) und insbesondere III (mehr als 90 Min.) nimmt bei der aeroben Energieerzeugung neben der Kohlehydratverbrennung in zunehmendem Masse die Oxydation von freien Fettsäuren eine bedeutende Stelle ein.

Zwei spezifische Formen der Ausdauer bilden die Kraft- und die Schnelligkeitsausdauer.

Kraftausdauer

Mit der Kraftausdauer wird das Ausmass der Ermüdungsresistenz von Muskeln bei langer Belastungszeit angegeben. Es kann dabei in aerobe und anaerobe Kraftausdauer unterschieden werden. Typische Sportarten, die eine gut ausgebildete Kraftausdauer benötigen sind: Radfahren, Rudern, Kanu, Langlauf oder Boxen. Der Krafteinsatz ist in solchen Sportarten selten maximal, sondern muss vielmehr über lange Zeit aufrechterhalten werden.

Schnelligkeitsausdauer

Die Schnelligkeitsausdauer beschreibt die Fähigkeit eine maximale Geschwindigkeit, ohne Geschwindigkeitsverlust, aufrechtzuerhalten oder eine schnelle Reaktion wiederholt mit maximaler Geschwindigkeit auszuführen. In anderen Worten ist die Schnelligkeitsausdauer das Mass für die Fähigkeit, gegen einen Geschwindigkeitsverlust bei  länger andauerndem oder wiederholtem maximalem Schnelligkeitseinsatz, Widerstand zu leisten. Limitierende Faktoren für die Schnelligkeitsausdauer sind die Ermüdungsresistenz des Nervensystems und die Geschwindigkeit, mit welcher der Körper die Resynthese von ATP und Kreatinphosphat ausführen kann. Die Schnelligkeitsausdauer kann in die drei Bereiche Reaktions-, Aktions- und Handlungsschnelligkeitsausdauer gegliedert werden.


Für die Trainingsplanung eines Spitzensportlers sind die detaillierten Unterscheidungen der verschiedenen Ausdauererscheinungsformen von grosser Wichtigkeit. Für den Breitensport sind aber vor allem die allgemeine Ausdauer und somit die Ermüdungsresistenz des gesamten Körpers und all seinen Systemen von Bedeutung.

Leistungsfähigkeit und Kapazität

Belastungen haben eine bestimmte Intensität und einen bestimmten (zeitlichen) Umfang. Wenn an die Intensität gedacht wird, wird von (aerober oder anaerober) Leistungsfähigkeit gesprochen, wenn von Umfang gesprochen wird, wird an die (aerobe und anaerobe) Kapazität gedacht.

Anaerobe Leistungsfähigkeit

Radfahren mit 8 Watt/kg oder Laufen mit 22 km/h – Vergleich mit dem Auto: Motorenleistung bei hoher Tourenzahl und maximalem Drehmoment

Anaerobe Kapazität

Radsprint während 20 sec mit 60 km/h oder Laufen während 20 sec und 30 km/h – Vergleich mit dem Auto: Tankinhalt, der durch unökonomische, aggressive Fahrweise entleert wird.

Aerobe Leistungsfähigkeit

z.B. Radfahren it 2 Watt pro kg Körpermasse oder Laufen mit 8 km/h – Vergleich mit dem Auto: Motorenleistung bei geringer bis mittlerer Tourenzahl in Watt.

Aerobe Kapazität

z.B. Radfahren während 5 Stunden mit 20 km/h oder Laufen während 90 Minuten mit 10 km/h – Vergleich mit dem Auto: Tankinhalt, der durch ökonomische Fahrweise genutzt wird.

Erscheinungsformen der Ausdauer

Mehr Infos: